Wir kennen alle diese Fragen, die vor Beginn des Autor:innendaseins in unseren Köpfen herumspuken: Muss ich als angehende:r Autor:in im Print on Demand Selfpublishing eigentlich ein Kleingewerbe anmelden? Was sind meine Verpflichtungen? Was muss ich beachten?
Vorab gibt es dazu zu sagen: Es gibt nicht den einen Leitfaden für angehende Autor:innen, denn jede Laufbahn ist anders. Deshalb unterscheiden sich Tipps & Tricks auf jedem Blog, jeder Website und jedem Video. Auch mein Beitrag richtet sich an eine spezielle Unterkategorie des Autor:innendaseins und lässt sich eventuell auf keinen anderen Menschen münzen. Trotzdem will ich hier einige grundsätzliche Dinge erklären, die immer wieder in Form von Fragen auf Social Media auftauchen.
Die Ausgangslage meiner Antworten ist stets folgende: Autorin im Print on Demand Selfpublishing, ausgeführt als Nebentätigkeit.
1. Ich habe mein Manuskript fertig geschrieben. Was sind die nächsten Schritte?
Wenn du selbst kein Ass in Deutsch warst oder bist, dann gönne dir bei den ersten paar Büchern, die du schreiben wirst, ein Lektorat sowie ein Korrektorat. Diese beiden Leistungen sind teuer, ja, doch sie werden dir dabei helfen, deinen Schreib-Sprachgebrauch exorbitant zu verbessern. Und wenn du – wie ich – ein Kind der alten Schule warst, kannst du nebenbei ein Update deiner Rechtschreibung ganz gut gebrauchen. Beachte allerdings: Alle Änderungen, die dir in einem Lektorat vorgeschlagen werden, sind immer nur als Vorschläge zu betrachten – du musst sie nicht übernehmen, wenn du nicht möchtest. Als Selfpublisher:in ist dir das völlig freigestellt.
Hinweis: Lektor:innen findest du im Internet oder auf Instagram unter dem Hashtag „Lektor“ / „Lektorin“. Lass dir Zeit und verlange stets ein sogenanntes Probelektorat, um festzustellen, ob dir die Art der Person zusagt.
Ein Lektorat besteht meistens aus drei Phasen:
- Lektorat Runde 1: Hier wird auf den roten Faden (Logik, Plotschwächen, Charakterentwicklung, etc.) geachtet und Stellen verbessert, gekürzt oder mehr verlangt.
- Lektorat Runde 2: Die ausgebesserten Stellen werden geprüft und der Gesamteindruck bewertet. Es werden eventuell bereits hier Korrekturen an Grammatik & Rechtschreibung vorgenommen.
- Korrektorat: Rechtschreibung & Grammatik werden geprüft. Dies ist stets der letzte Schritt.
Wenn du abschließend mit deinem Manuskript zufrieden bist, fügst du die nötigen Daten ein (ISBN im Impressum, Verfügbarkeit als E-Book & Werbung/Vorschau zu deinen anderen Büchern in diesem Jahr/Genre sowie deine Website oder Social Media).
2. Und was ist mit dem Cover?
Hier kommt es darauf an, was du dir vorstellst. Du hast viele verschiedene Möglichkeiten:
- Eine professionelle Kraft beauftragen
- Ein sogenanntes »Premade« einer professionellen Kraft kaufen (meist günstiger als Auftrag)
- Beim »Print on Demand«-Anbieter mit dazu buchen
- Über den »Print on Demand«-Anbieter das Cover selbst gestalten
- Das Cover von Grund auf selbst gestalten
Jede Möglichkeit setzt andere Dinge voraus. Deshalb ist es wichtig, dass du dir früh genug darüber Gedanken machst, was genau du dir wünschst. Falls du überhaupt keine Ahnung hast, kannst du auch einfach ein Buch aufschlagen, dessen Cover dir gefallen hat, und darin nachsehen, wer es designed hat. Diese Person kannst du meistens auf Instagram finden und kontaktieren.
Es ist weiterhin wichtig, dass du früh genug Kontakt aufnimmst, denn diese Personen sind oft schon früh für das ganze Quartal ausgebucht.
Hinweis: Weitere Coverdesigner:innen findest du z.B. über Instagram unter dem Hashtag „Coverdesigner“ oder „Coverdesignerin“. Die Kosten für ein Cover können bei berühmten Designer:innen höher sein als bei kleineren Artists.
3. Wohin wende ich mich, wenn ich Selfpublishen will?
Erst einmal solltest du Recherche betreiben. Welche Anbieter existieren im sogenannten »Print on Demand«-Bereich, und zu welchem fühlt sich dein Bauchgefühl hingezogen? Welche Anbieter bieten dir welche Vorteile und wo sind sie überall vertreten? Lass dir Zeit und vergleiche auch die kleinen Details der Anbieter. Schau eventuell auch auf Trustpilot nach, wie die Rezensionen zu den einzelnen Anbietern ausfallen. Achte auch auf die Rückmeldungen zur Druckqualität.
Im Endeffekt solltest du dich für den Anbieter entscheiden, der deine Erwartungen am ehesten decken kann.
Eine kleine Übersicht der größten deutschsprachigen Anbieter:
- Amazon KDP
- Books on Demand »BoD«
- ePubli
- Tolino media (in Zusammenarbeit mit Thalia)
- tredition
- Bookmundo
- Lulu
- …
Für englischsprachige Manuskripte:
- Amazon KDP
- IngramSpark
- Barnes & Noble
- Kobo
- …
Sobald du dir einen Anbieter herausgesucht hast, heißt es: Registrieren.
Es ist üblich, dass dein gewählter Anbieter einen sogenannten »Autor:innenvertrag« mit dir abschließt, der bestimmt, dass und wie du mit ihnen zusammenarbeitest. Zudem wird für jedes Buch ein »Buchvertrag« abgeschloßen, in dem explizit beschrieben wird, wofür du deine Rechte an deinem Manuskript abtrittst – ja, du trittst deine Recht ab, denn der »Print on Demand«-Anbieter muss dein Werk vervielfältigen und bewerben dürfen.
Bei den meisten Anbietern ist der Rest Peanuts: Du trägst die Details zu deinem Manuskript in ein Formular ein, lädst dein Manuskript in PDF-Form hoch und schickst das Cover im JPG-Format mit. Der Rest wird vom Anbieter erledigt.
4. Und jetzt? Brauche ich ein Kleingewerbe für die Millionen, die mir dieses Buch einbringen wird?
Es wird gemunkelt, dass man sich erst beim Finanzamt melden muss, wenn der Rubel rollt. Und wie schon geschrieben: jede Situation ist individuell.
Ich für meinen Teil habe mich bei verschiedenen Steuerberatern gemeldet und angefragt, ob sie die Meldung beim Finanzamt für mich übernehmen würden, um auf der sicheren Seite zu sein. Daraufhin wurde ich gefragt, was genau ich vorhabe und wie hoch ich meine Einkünfte einschätze.
Im Endeffekt hat mich mein Steuerberater beim Finanzamt rückwirkend auf den ersten Coverdesign-Auftrag gemeldet als »gewerbliche, selbständige (freiberufliche) Tätigkeit« und ich habe eine Steuernummer erhalten, die ich fortan auf Rechnungen drucken muss. Bei signierten Exemplaren zum Beispiel sende ich eine Rechnung mit, die meine Steuernummer enthält. Auch für mein Bankkonto und meinen Account bei Barnes & Noble und IngramSpark benötige ich diese Steuernummer.
5. Sollte ich das Autor:innendasein auch im Selfpublishing von meinem privaten Leben trennen?
Aus rein steuerlicher Sicht: auf jeden Fall.
Sobald die Steuernummer vorliegt, solltest du ein Konto für Freiberufler / Selbständige eröffnen. Anbieter dafür gibt es wie Sand am Meer – du musst selbst entscheiden, welche Eigenschaften und Vorteile für dich von Bedeutung sind. Kostenfreie Überweisungen und eine Debit-/Kreditkarte zum Beispiel sind vorab gute Ansätze, da du während dieser Tätigkeit oft Beträge schnell überweisen musst oder Dienstleister:innen gar nur per Kreditkarte bezahlen kannst. Bei einigen steht die Option zur Verfügung, finanzielle Ein- und Ausgänge direkt mit Rechnungsdateien zu verknüpfen und dein Konto mit DATEV zu verbinden. DATEV wird von vielen Steuerberatern für die Erstellung von Steuererklärungen genutzt.
Zusätzlich musst du ab dem Zeitpunkt, den du als Start deiner freiberuflichen Tätigkeit eingetragen hast, alle Rechnungen archivieren. Denn ab diesem Punkt wirst du jedes Jahr eine Steuererklärung abgeben müssen. Du kannst das alleine, mit Hilfe einer App oder mit Hilfe eines Steuerberaters/einer Steuerberaterin machen.
6. Brauche ich ein Pseudonym für meinen Namen?
Über Pseudonyme wird immer wieder aufs Neue diskutiert. Manche Stimmen äußern sich positiv und haben nichts dagegen, andere Stimmen sehen diese eher kritisch und verlangen Ehrlichkeit.
Wenn du mit deinem Namen auf gesellschaftliche Probleme stoßen würdest, z.B. weil er unglücklich lautet oder schwer auszusprechen ist, dann zögere nicht und wähle dir ein Pseudonym aus, das noch nicht existiert.
Vielleicht schreibst du auch in zwei verschiedenen Genres, die du nicht mit demselben Namen bedienen möchtest (Kinderbuch und Horror, Thriller und Fantasy, etc.). Das wäre ebenfalls ein plausibler Grund, ein oder mehrere Pseudonyme zu wählen.
Hinweis: Um zu prüfen, ob es das von dir gewünschte Pseudonym bereits gibt, gehe auf https://www.buchhandel.de/suche und trage den Namen ein. Ergibt die Suche keine Ergebnisse, hast du Glück und kannst das Pseudonym verwenden. Es empfiehlt sich, kein Pseudonym zu verwenden, das bereits existiert.
7. Was gibt es sonst noch zu beachten?
Auch hier gilt: Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Tu, was du für richtig hältst – erstelle Social Media Konten mit deinem Autor:innen-Namen, mach Werbung, erstelle Videos und hype dein Buch. Oder lass es, wenn dir Reichweite nicht wichtig ist, und schreib einfach vor dich hin.
Was du allerdings zu jedem Zeitpunkt im Kopf behalten solltest, ist: Nur Wenige schaffen es, vom Schreiben leben zu können. Für die meisten Autor:innen da draußen ist das Schreiben von Büchern ein reines Minusgeschäft. Doch mit jedem Verkauf steigt deine Reichweite und du wirst merken, dass dir über längere Zeit hinweg immer mehr Leute folgen und ihr Feedback abgeben werden.
Noch etwas: Das Autor:innendasein ist meist einsam, denn wir verbringen viel Zeit vor dem Bildschirm und somit in unseren eigenen Welten. Natürlich machen wir uns Sorgen, haben schlechte Tage, weinen und verzweifeln. Sobald du deine erste 1-Stern-Rezension erhältst, wirst du vielleicht am Boden zerstört sein und denken, dass du nie wieder schreiben willst. Aber lass dir gesagt sein: Du kannst es nicht allen Lesenden da draußen recht machen. Es wird immer Menschen geben, denen dein Buch nicht gefallen hat. Denk nicht an sie, denk an die anderen, die dein Buch geliebt haben. Schau auch über den Tellerrand hinaus und sieh dir Rezensionen auf readfy, kobo, bookbeat & Co. an – das sind rapide wachsende E-Book-Plattformen, die Amazon inzwischen ernsthafte Konkurrenz machen.
Gib nicht auf. Wir schreiben aus einem Grund, und dieser Grund heißt Leidenschaft.